Die wirtschaftliche Lage ist angespannt, die Rechtsprechung bedroht das Geschäft der Apotheker zusehends: In ihrer Interessenvertretung gärt es.
Das Jahr ist noch lang nicht zu Ende. Doch für die österreichischen Apotheker ist jetzt schon klar: 2016 wird ein Annus horribilis. Die wirtschaftliche Situation ist einigermaßen angespannt, und dazu kommen noch schlechte Nachrichten am laufenden Band. Gegen Murphy's Law gibt es halt leider noch kein wirksames Medikament.
Die Misere startete bereits im Februar: Da tat der Geschäftsführer der Drogeriekette DM, Harald Bauer,kund, dass er den Verfassungsgerichtshof anrufen will. DM möchte ja schon seit Jahren rezeptfreie Arzneimittel in den Filialen anbieten – jetzt soll die Sache juristisch ein für allemal geklärt werden. Ein höchst bedrohliches Szenario für die Apotheker, doch im März gab es für sie den nächsten Paukenschlag: Die Koalition einigte sich auf eine Neuregelung für die ärztlichen Hausapotheken. Damit wird es für Ärzte in großen Gemeinden möglich, eine Hausapotheke zu betreiben – auch wenn eine Apotheke nur wenige Kilometer entfernt ist.
Das tut natürlich weh. Aber Anfang Juli ließ Hiob gleich nochmal grüßen: Der Europäische Gerichtshof, der sich mit dem Apothekengesetz beschäftigt hatte, sagte dem Gebietsschutz adieu. In Hinkunft soll also eine neue Apotheke auch dann aufsperren dürfen, wenn in ihrem „Gebiet“ weniger als 5500 Personen zu versorgen sind.
Für die heimischen Apotheken wird es also schön langsam ungemütlich. Und dieses Unwohlsein breitet sich nun auch auf die Interessenvertretung der selbstständigen Apotheker aus: Im Apothekerverband, der rund 1300 Mitglieder zählt, gärt es. Gewaltig.
Heute, Freitag, startet dort die Wahl für das neue Präsidium. Die Wahlzettel werden verschickt, bis zum 29. September müssen sie zurückgeschickt sein. Mit dieser Wahl werden die Vorstände in den Bundesländern gewählt – diese wiederum wählen im November das Präsidium des Apothekerverbands.
Und da kommt es heuer zu einer Premiere: Die Wahl, die seit Menschengedenken äußerst friedlich über die Bühne gegangen ist, wird diesmal von höchst harschen Tönen begleitet. Unter den ansonsten diskret zurückhaltenden Apothekern herrscht, ja: Wahlkampf.
Rädelsführer unter den Rebellen ist der Vorarlberger Apotheker Jürgen Rehak. Dieser ist mit dem momentanen Präsidium höchst unzufrieden und hat auch nie ein Hehl daraus gemacht: Einst war Rehak Vizepräsident des Verbands, 2013 hat er die Funktion aus Protest zurückgelegt. Die Verbandsgranden waren also gewissermaßen gewarnt.
Rehak und seine Gefolgsleute machen allerdings nun via Flugblättern in Apotheken auf die Misere der Branche aufmerksam, die ihrer Meinung nach so gravierend nicht sein müsste. Rehak: „Die gewählten Funktionäre haben offenbar nicht ausreichend Kontakte zu politischen Entscheidungsträgern, um Gefahren abzuwenden.“ Ein guter Draht müsse hergestellt werden, „um Entwicklungen, die zulasten der Apotheker gehen“, abzufedern.
Jürgen Rehak steht also für das Amt des obersten Apothekers zur Verfügung. Er wird somit gegen den seit Jahren amtierenden, Christian Müller-Uri, antreten. Der das alles völlig gelassen sieht, wie er sagt. Und er macht im Gespräch mit der „Presse“ darauf aufmerksam, „dass sich die Rahmenbedingungen überall verschlechtern – da wurden wir Apotheker leider nicht verschont“. Es sei halt auch viel auf die „Politik, die Europa vorgibt“, zurückzuführen. Dafür werde im Verband wohl „ein Sündenbock“ gesucht. Mangelnden Kontakt zum Gesundheitsministerium will er sich jedenfalls nicht vorwerfen lassen.
Zwei Männer, zwei Meinungen. Nur in einer Frage sind sich Rehak und Müller-Uri einig: Ob sich die Rebellen oder das amtierende Präsidium bei den wählenden Apothekern durchsetzen werden, ist absolut unabsehbar. „Es steht 50:50“, meint Rehak. „Große Mehrheiten gibt es bei Wahlen heutzutage eigentlich nirgendwo mehr“, sagt Müller-Uri. Da hat er recht.
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